Die Sonnenblume, oder auch Gewöhnliche Sonnenblume genannt, gehört zur Gattung der Sonnenblumen und Familie der Asteraceae. Je nach Quelle spricht man von bis zu 65 Arten, wobei nur die Pflanzenart der Sonnenblume, lat. Helianthus annuus L., für die Ölproduktion wichtig ist. Es handelt sich um eine einjährige kultivierte Pflanze, welche warme und sonnenreiche Standorte bevorzugt. Die Sonneneinstrahlung hängt im direkten Zusammenhang mit der Wuchshöhe und dem Ertrag der Pflanzen.
Die Pflanze ist eine 1-3m hohe krautige Pflanze, welche einen kräftigen, verzweigten und gering rauhaarigen Stängel aufweist. Sie bevorzugt nährstoffreiche Böden mit ausreichender Wasserversorgung. Die Laubblätter der Sonnenblume sind meist wechselständig am Stängel und die Blütenblätter kreisförmig angeordnet. Die Blätter sind herzförmig, haarig, gestielt und am Rande stark gezähnt. Die Blütenköpfe können mit ihren bunten Röhrenblüten zwischen 15-40cm groß werden. Nur während der Wachstumsphase dreht die Pflanze ihre Blätter und Knospe mit der Sonne (von Osten nach Westen). In der Nacht erfolgt das Drehen zurück in die Ausgangsposition. Man spricht hier auch vom sog. Heliotropismus, also der Eigenschaft Teile der Pflanze mit der Sonne zu bewegen. Bei der Sonnenblume scheint nicht direkt die Sonneneinstrahlung der ausschlaggebende Faktor zu sein, sondern ein circadianer Rhythmus. Sind die Blüten durch Insekten befruchtet, so stoppt die Pflanze ihre tägliche Bewegung und verharrt mit dem Blütenkopf in Richtung Osten.
Laut Literatur kommt die Sonnenblume aus Nordamerika und wurde dort bereits vor drei bis vier Jahrtausenden zur Ölgewinnung verwendet. Damit wurde sie von den Indianern weit vor der Entdeckung Nordamerikas kultiviert. Vermutlich kam sie mit den Spaniern nach Europa und begann im 16. Jahrhundert ihren Siegeszug in die ganze Welt. Die größten Anbaugebiete weltfinden sich in Russland, Ukraine und Argentinien.
Je nach Sorte erfolgt die Saattiefe und Saatweite unterschiedlich. Typische Kennzahlen sind: Saattiefe 3-6cm bei einem Saatabstand von 20-45cm und einem Reihenabstand von 35-70cm. Schutz mit Pestiziden erfolgt meist nur in der Wachstumsphase, da hier noch Konkurrenz zu Unkraut besteht. Nach dem sog. Reihenschluss, also dem Zeitpunkt wenn sich benachbarte Pflanzenreihen gegenseitig berühren, kann Unkraut aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung nicht mehr wachsen. Ein häufiger Schädling ist der sog. Sonnenblumenrost. Dieser Pilz befällt die Blätter der Sonnenblumen befällt und führt zu hohem Ertragsverlusten.
Die Blütezeit erfolgt je nach Anbaugebiet von Juni bis Oktober. Entscheidender Faktor ist die Kornfeuchte, welche nicht über 19% liegen sollte, da sonst später mikrobieller Verfall droht. Die Pflanze ist bei der Ernte abgestorben, was sich in einer gelb gefärbten Korbunterseite und grauen Blättern/Stiehl zeigt. Die Ernte erfolgt vollautomatisch mit speziell umgerüsteten Mähdreschern, welche die Kerne von der Pflanze trennt. Das verbleibende Stroh verbleibt auf dem Feld und dient als Dünger.
Aus einem Blütenkorb einer Pflanze können bis zu 2000 Samenkerne geerntet werden. Diese sind im Durchschnitt 1cm lang und bis zu 0,8 cm breit. Die Farbe ist je nach Sorte schwarz, schwarz-weiß längsgestreift oder weiß. Die äußere lederartige Schale kann leicht vom ölhaltigen Samen getrennt werden.
Beim Kaltpressverfahren werden die Samen nach der Ernte gereinigt, gemahlen und ggf. geschält. Der entstandene Brei wird anschließend bei Temperaturen unter 40 Grad Celsius gepresst: das gewonnene Öl ist von hoher Qualität und hat nach der Filterung eine hellgelbe Farbe. Bei diesem Verfahren werden ebenfalls in der Schale enthaltene Wachse mit herausgepresst. Diese können bei niedrigen Temperaturen zu einer Trübung des Öles führen, was jedoch kein Hinweis auf Verderb oder Verunreinigung ist. Werden die Samen geschält, so tritt diese Trübung nicht auf.
Das Warmpressverfahren ähnelt dem Kaltpressverfahren mit geschälten Samen: unter Zufuhr von Wärme kann die Ausbeute weiter erhöht werden, wobei das Öl mit steigender Temperatur eine rotgelbe Färbung annimmt.
Die dritte Form der Ölgewinnung ist die Extraktion des Breis mit Lösungsmitteln oder überkritischen Gasen. Hierbei handelt es sich um das Verfahren mit der höchsten Ausbeute: mittels Extraktion von Lösungsmitteln (lipophile Stoffe wie Ethanol) oder überkritischen Gasen wie Kohlenstoffdioxid kann fast das gesamte Öl aus dem Samen entfernt werden. Da hier ebenfalls unerwünschte Stoffe aus den Samen extrahiert werden, muss das Öl noch raffiniert werden. Das Endprodukt ist klar und hat eine hellgelbe Färbung.
Je nach Anwendungsgebiet kann das Öl noch weiter Veredelt werden, um gewünschten Eigenschaften wie Inhaltsstoffe genau einzustellen. Hierbei können dem Öl Stoffe entzogen oder zugeführt werden.
Das Speiseöl ist fast geruchslos und weist einen angenehmen Geschmack auf. Je nach Herstellungsmethode sind die Öle bei kühler, trockener und lichtgeschützter Lagerung 9-12 Monate haltbar.
Je nach Anbaugebiet, Sorte und entsprechenden Veredlung kann das Öl in verschiedene Klassen eingeteilt werden. Hierbei sind ist der Anteil an enthaltenen Fettsäuren entscheidend für die Namensgebung. Folgenden Öle mit Abkürzung sind bekannt: Sonnenblumenöl (SO) mit hohem Linolsäurenanteil (HL), Ölsäureanteil (HO), Palmitin-Linolensäureanteil (HP/HL), Palmitin- und Ölsäureanteil (HP/HO) und Stearin-und Ölsäureanteil (HS/HO).
Mit der Entdeckung eines Mutanten in Russland, wurde der Anbau einer Sorte mit hohen Ölsäuregehalt möglich. Der Ölsäuregehalt konnte somit von durchschnittlich 20% auf über 80% erhöht werden. Im gleichen Zug reduzierte sich die Linolsäure von durchschnittlich 60% auf 15%. Linolsäure neigt schnell zu Oxidation, was die Lebensdauer des Öles stark reduziert. Die HO-Öle können somit länger gelagert werden und sind durch die enthaltenen Fettsäuren auch hitzestabiler. Wie oben beschrieben gibt es noch eine Vielzahl an weiteren Sonnenblumekernölen, wobei im Alltag nur HO- und normales Sonnenblumenkernöl eine Rolle spielen.
Normales Sonnenblumenöl weist einen hohen Linolsäuregehalt auf und ist somit den langsam trocknenden Ölen (Halbtrocknend) zuzuordnen. In der Kosmetikindustrie es daher häufig bei fettender Haut verwendet, da es die Haut leicht austrocknet. Das HO-Öl kann aufgrund seinem hohen Ölsäuregehalt zur Massage/ Behandlung trockener Haut verwendet, da es im Gegensatz zum üblichen Sonnenblumenkern- oder Erdnussöl die Haut nicht austrocknet.
Kalt gepresstes Sonnenblumenkernöl wird als Speiseöl in der Küche verwendet und kann zu unterschiedlichen Produkten verarbeitet werden (u.a. Salatsoßen, Mayonnaise und Margarine). Hier werden meist nur noch HO-Öle verwendet, da ihnen eine gesündere Wirkung nachgesagt wird.
Das warmgepresste Öl wird meist weiter raffiniert oder nur in der industriell weiterverarbeitet. Raffiniertes Öl kann durch seine eingestellten Inhaltsstoffe in vielen Bereichen der Industrie verarbeitet werden. So kann das Öl ein Bestandteil bei der Lacken, Farben und Lederprodukten sein.
Das HO-Öl ist aufgrund seines hohen Ölsäuregehaltes hitzestabiler als normales Sonnenblumenkernöl und kann somit zum Braten und Frittieren von Lebensmittel verwendet werden. Die enthaltenen Fettsäuren sorgen für eine geringe Oxidation mit Luftsauerstoff. Hierdurch wird das Öl nur langsam ranzig und kann somit die Standzeiten einer Fritteuse erhöhen. Wird der Ölsäuregehalt noch weiter erhöht (>90%), so wird das Öl ebenfalls als Schmier- Hydraulik- oder Spezialöl verwendet. Neben den gleichen oder sogar besseren chemischen Eigenschaften zu herkömmlich mineralölbasierten Produkten ist dieses Öl biologisch abbaubar. Klassische Anwendung finden ist bei Baumaschinen im Wasserbau, da hier eine biologische Abbaubarkeit der Schmierstoffe vorgeschrieben ist.
Sonnenblumenkernöl kann auch als Füllmaterial in pharmazeutischen Produkten, sowie als Ersatzprodukt für Oliven oder Erdnussöl dienen. In der Volksmedizin findet das Öl noch Anwendung bei Verstopfung, Schuppenflechte oder Rheuma (äußerliche Anwendung).
Sonnenblumen werden oftmals bewusst als Rand- oder Blühstreifen bei Maisfeldern angelegt. Hier sollen sie neuen Lebensraum für Insekten bieten, welche die Nutzpflanzen (meist Monokulturen) besser bestäuben können.
In China wird Sonnenblumenkernöl als sog. „Freudenöl“ für Schwangere bezeichnet, da es positiven Einfluss auf den Ungeborenen haben soll. In der Volksmedizin wird auch dem Öl auch der Einfluss bei verminderter Fruchtbarkeit nachgesagt.
Sonnenblumenkerne sind besonders in Russland beliebt und werden dort zu Süßspeisen verarbeitet oder pur gegessen.
Produktdetails
Qualitäten: | kaltgepresst, kaltgepresst Bio, raffiniert, raffiniert Bio, raffiniert Ph. Eur., |
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Aussehen: | hellgelb |
CAS Nummer: | 8001-21-6 |
Herkunftsland: | Rumänien, Bulgarien |
Aggregatzustand: | flüssig |
Gebinde: | 25 kg netto Kanister / 190 kg netto Fass |
INCI: | Helianthus annuus seed oil |
EINECS: | 232-273-9 |
Haltbarkeit: | 12 Monate |
Lagerung: | kühl, trocken, lichtgeschützt, in geschlossenen Gebinden lagern |
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