Öldisteln, genauer die Färberdisteln oder Saflordisteln (botanisch Carthamus tinctorius), sind meist einjährige Vertreter der Korbblütler (Asteraceae). Zwischen 50 und 130 Zentimeter Höhe erreichen die dornigen Pflanzen. Charakteristisch sind ihre leuchtend orangeroten Korbblütenstände von rund 4 Zentimetern Durchmesser. Ihre Pfahlwurzel findet sich am besten in lockeren, tiefgründigen Böden zurecht. Ansonsten ist die Färberdistel wärmeliebend, aber recht genügsam, frostbeständig sowie hitze- und trockenheitsresistent. Bei Nässe kann Botrytis-Befall auftreten. Die Hauptnutzung zielt auf die zahlreichen nussartigen Schließfrüchte (Achänen) von etwa 7 Millimetern Länge, die je einen ölhaltigen Samen bergen. Dabei macht das Distelöl 30 plus/minus 10 Prozent der Frucht-Trockenmasse aus.
Die ursprüngliche Form der Saflordistel existiert heute nicht mehr. Vermutlich erfolgte die Domestikation vor weit mehr als 4000 Jahren. Sie ging laut populationsgenetischen Forschungen von der Wildart Carthamus palaestinus im Nahen Osten aus. Von dort verbreiteten Menschen 5 bis 7 Kultur-Varietäten nach Osten und Westen in den sogenannten Fruchtbaren Halbmond nördlich der arabischen Halbinsel. Mittlerweile sind die Anbaugebiete weltweit auch auf gemäßigte Klimate verteilt.
2019 kam mit 23.000 Tonnen über die Hälfte der 45.000 Tonnen Weltexporte Distelöl (safflower oil) aus der Ukraine, die USA lieferten knapp 16.000. Weit weniger exportierten Mexiko, Polen und Indien, Deutschland ist immerhin sechstgrößter Lieferant.
Je nach klimatischen Bedingungen des Anbaugebietes werden Sommer- und Winteranbau praktiziert. Die Blütezeit reicht hierzulande von Juli bis August. Nach etwa 5 Monaten Wachstumsperiode erfolgt die Ernte im Spätsommer mittels Mähdrusch. Vor der Weiterverarbeitung verlangen die Früchte eine mehrmonatige kühle Trocknungsphase.
Kaltgepresstes Distelöl der ursprünglichen Variante "linoleic" enthält mit 68 bis 83 Prozent einen unter Pflanzenölen extrem hohen Anteil veresterter Linolsäure. Diese zweifach ungesättigte Omega-6-Fettsäure (C18:2, n-6) prägt denn auch die physikochemischen Eigenschaften wie Rauchpunkt 150 bis 160 Grad Celsius, Jodzahl 90 bis 150. Zwar nicht hocherhitzbar, ist Safloröl dennoch sehr stabil gegen Oxidation (2,9 Stunden). Ölsäure (18:1, n-9) macht im Mittel 10 Prozent aus, gefolgt von den gesättigten Vertretern Palmitinsäure und Stearinsäure. Omega-3-Fettsäuren fehlen ganz. Zudem ist Distelöl eine Quelle an Vitamin E (Alpha- und Gamma-Tocopherol), Vitamin A und Phytosterinen.
Als Speiseöl ist natives Distelöl wegen seines Reichtums an essenzieller Linolsäure wertvoll, denn mehrfach ungesättigte Fettsäuren können den Blutfettspiegel senken. Dies ist ein etabliertes medizinisch-therapeutisches Einsatzgebiet bei Hypercholesterinämie. Es sollte allerdings nur kalt und als Ergänzung zu "Omega-3-Ölen" Anwendung finden. Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt ein Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren von höchstens 5 zu 1, da stärker überwiegende Linolsäure zur vermehrten Bildung entzündungs- und gerinnungsfördernder Eicosanoide führt. Geschmacklich kommt natives Distelöl dem Sonnenblumenöl nahe und ist von gelber bis goldgelber Farbe.
Bei den Färberdistel-Neuzüchtungen "oleic" und "high oleic" ist das Verhältnis Linol- zu Ölsäure umgekehrt und damit Olivenöl ähnlicher. Diese Sorten eignen sich kaltgepresst auch zum Braten.
Distelöl-Raffinate sind je nach Verfahren und Spezifikation geschmacks- und geruchsneutrales, hocherhitzbares Bratöl, pharmazeutischer Rohstoff für topische Rezepturen, oder kosmetischer Grundstoff - auch für Seifen. Kosmetik- wie Pharmahersteller schätzen einige Spezifikationen von Distelöl besonders: niedrigviskos, geeignet auch bei Akne oder Seborrhö, weder komedogen noch filmbildend, beruhigend und schnell einziehend. Alpha-Tocopherol hat außerdem auch für die Haut mögliche antioxidative Effekte.
Heißgepresst kommt Distelöl als technischer Rohstoff für Lacke und Firnisse infrage, da es zu den langsam härtenden Ölen zählt. Mit Afridiwachs, gekochtem Distelöl, lässt sich Linoleum herstellen. Auch als Brennstoff (Biodiesel) eignet es sich.
Die Färberdistel ist nicht die einzige Lieferantin von Distelöl, wenn auch die bedeutendste. Weitere Distelöle stammen beispielsweise von den Samen der verbreiteten Nickenden Distel Carduus nutans, der Gewöhnlichen Eselsdistel Onopordum acanthium oder der Zierpflanze Echinops ritro (Ruthenische Kugeldistel).
Die getrockneten Röhrenblüten heißen auch Falscher Safran, denn sie sind optisch nur schwer vom kostbaren Originalgewürz zu unterscheiden. Sie dienten insbesondere im Mittelalter als wichtiges Färbemittel. Ihr roter Farbstoff Carthamin (Safor) färbt Naturfasern, bis heute auch Kosmetika oder Lebensmittel. Wegen der attraktiven Blütenstände ist die Färberdistel übrigens auch eine beliebte Zierpflanze.
Produktdetails
Qualitäten: | kaltgepresst Bio, raffiniert, raffiniert Bio, raffiniert Ph. Eur. |
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Aussehen: | gelb bis goldgelb |
CAS Nummer: | 8001-23-8 |
Herkunftsland: | Italien |
Aggregatzustand: | flüssig |
Gebinde: | 25 kg netto Kanister / 190 kg netto Fass |
INCI: | Carthamus Tinctorius Seed Oil |
EINECS: | 232-276-5 |
Haltbarkeit: | 16 Monate |
Lagerung: | Kühl und trocken, vor Licht geschützt und in dicht verschlossenen, vollständig gefüllten Behältnissen |
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