Der schmalblättrige oder echte Lavendel, Lavendula angustifolia syn. Lavendula officinalis, gehört zur Familie der Lamiaceae (Lippenblüter). Er ist einer von 37 Arten dieser Pflanzengattung und erreicht eine Wuchshöhe von ca. 100 cm. Seine Zweige sind aufsteigend, gerade und stark verästelt oder sie tragen Kurztriebe. Der Blütenstand besteht aus 6-10 Scheinquirle, die vom Erscheinungsbild einer Ähre ähneln.
Es gibt zwei Varianten der Vermehrung: die Pflanze vermehrt sich entweder geschlechtlich oder wird durch Stecklinge gezogen.
Erstes findet durch Insektenbestäubung statt, die zur Ausbildung von Samen führt. Sind diese reif, so kann sich eine Pflanze mit neuem Erbgut ausbilden. Man spricht hierbei auch von einer sog. Population.
Zweiteres findet durch mechanische Teilung einer ausgewählten Stammpflanze statt: diese Stecklinge werden wieder eingepflanzt und ergeben somit eine identische Pflanze mit einem Erbgut. Man spricht hier von einem Klon. Der Vorteil ergibt sich durch die Auswahl von robusten Pflanzen, die einen hohen Ertrag liefern. Hinzu kommt das schnellere Wachstum, da nicht mit dem Keimen eines Samens begonnen wird. Nachteile entstehen jedoch in der Qualität: durch identisches Erbmaterial bekommt man ein homogenes Öl, das nur von einer Pflanze stammt. Gewonnenes Öl aus Populationen zeigt ein komplett unterschiedliches Duftprofil, da hier jede Pflanze seine eigenen unterschiedlichen Duftnuancen mitbringt.
Da es Unterschiede in der Aufzucht der Pflanzen gibt (Klon oder Population), entstehen leichte Abweichungen bei den Duftnuancen: die Pflanzen der Population tragen im Gegensatz zu den Klonen ein unterschiedliches Erbmaterial, da sie geschlechtlich vermehrt wurden. Das Öl der Population gestaltet sich somit weit aus facettenreicher und variabel im Duftcharakter.
Auch im Ertrag spiegelt sich der Unterschied wider: geschlechtlich vermehrte Pflanzen erwirtschaften ca. 10-15kg Öl pro Hektar, während Öle von Klonen einen Ertrag von ca. 30-40kg ergeben.
Aufwändigere Aufzucht und Anbau, niedrigerer Ertrag und spezielle Duftcharakter schlagen sich in einem höheren Preis des Öles aus Populationen nieder.
Der echte Lavendel hat seinen Ursprung im Mittelmeerraum. Er bevorzugt trockene und felsige Kalkböden. Heute wird er hauptsächlich in Südfrankreich, Spanien und Russland angebaut. Nur wenige Arten vertragen Kälte, weshalb es nördlich der Alpen kaum Anbaugebiete gibt. Derzeit gibt es in Deutschland ein Anbaugebiet in Nordrhein Westfahlen.
Entscheidend für die Qualität des ätherischen Öles ist auch die Höhe der Anbauflächen: desto höher (mindestens jedoch 700m; maximal 2000m) der Lavendel angebaut werden, desto besser ist die Qualität. Er wird meist von 900-1200m kultiviert. Auch eine ausreichende Sonneneinstrahlung ist wichtig für den Lavendel.
Die Blütezeit beginnt im Juni und dauert bis in den August an. Die Ernte sollte erfolgen, bevor er seinen vollen Blütenhochstand erreicht hat. Dies ist je nach Lage und Klima abhängig, meist jedoch von Juli bis Anfang August. Die Pflanze wird in der Früh oder nach einem Regen geerntet, da hier bereits ein natürlich erhöhter Wassergehalt genutzt werden kann. Dieser wirkt sich positiv in der Wasserdampfdestillation aus. Heutige Ernteverfahren nutzen voll automatisierte Maschinen zum Ernten der Blüten mit Stängel.
Das Öl befindet sich in Exkretbehältern zwischen der Kutikula (Wachsschicht) und der Zellmembran der Blüten. Die Blüten mit Stängel werden mit heißem Wasser und Wasserdampf aufgeschlossen: das ätherische Öl tritt aus den Ölbehältern der Blüten aus und wird mit dem Wasserdampf herausgelöst. Wird das Wasser-/Ölgemisch abgekühlt, so kommt es zu einer Phasentrennung aufgrund der unterschiedlichen Dichten. Das Lavendelöl kann folglich einfach dekantiert und abgefüllt werden.
Das gewonnene Öl wird auch „Lavendel fein“ genannt. Es gibt jedoch auch das „Lavendel extra“, eine Wasserdampfdestillation von Wildsammlungen. Dieser Berglavendel wächst in Höhen bis zu 1850m und kennzeichnet sich durch ein besonderes Duftprofil aus.
Wird die Pflanze durch thermische Energie aufgeschlossen, so werden auch wasserlösliche Stoffe mit extrahiert. Diese Stoffe und eine geringe Grenzkonzentration an ätherischen Ölen verbleiben im Wasser und ergeben das sog. Hydrolat oder Blütenwasser.
Lavendelöl ist farblos mit einer Siedetemperatur bei ca. 185 Grad Celsius – das Öl verdampft ohne Rückstände zu hinterlassen. Der Geruch erinnert an einen starken Geruch von Lavendel. Chemische Hauptbestandteile sind Linalyacetat, Licareol und Terpinen-4-ol.
In der Kosmetikindustrie wird Lavendelöl als Badezusatz oder in Einreibungen verwendet. Aufgrund seines angenehmen Duftes wird es auch zum Maskieren von unangenehmen Düften verwendet. Auch findet das Öl Anwendung in der Duft- und Seifenindustrie: es werden beispielsweise Parfüms oder Waschmittel hergestellt.
In der Pharmazie wird das Öl als Beruhigungsmittel oder bei Einschlafstörungen angewendet (z.B. Handelspräparate wie Lasea). Das Arzneimittel wird in Form einer Weichkapsel angeboten und sollte in Absprache mit dem Arzt oder Apotheker oral eingenommen werden.
Ätherische Öle führen aufgrund ihrer Inhaltsstoffe zu einer lokalen Reizung der Haut. Dies macht man sich beim Inhalieren von Erkältungssalben oder Erkältungsbalsame zu Nutze: die ätherischen Öle reizen die Atemwege und führen somit zu einer erhöhten Bewegung der Zilien (feine Härchen in den Atemwegen). Diese transportieren nun den Schleim vermehrt ab: es kommt zu einer Befreiung der Atemwege. In zu hohen Dosierungen kann es jedoch auch zu Krampfanfällen kommen, da zusätzliche Nerven geschädigt werden. Schwangere und Kinder wird die Anwendung von ätherischen Ölen deshalb nicht geraten (es kann auch zum Abort kommen).
Lokale Anwendungen auf der Haut führen ebenfalls zu Hautreizungen und somit erhöhten Durchblutung des betroffenen Gewebes. Ein Anwendungsgebiet ist beispielsweise bei rheumatischen Beschwerden.
Um die französischen Öle vor Plagiaten und Namensmissbrauch zu schützen wurde das AOC Gütesiegel (AOC für „Appellation d´Origine Controlée“) eingeführt. Durch strenge Kontrollen sollen so eine Unverfälschtheit und Güte der Produkte gewährleistet werden. Kriterien sind unter anderem: Gewinnung des Öles durch Wasserdampfdestillation, Pflanzen aus Samenvermehrung (s.o.), geografische Herkunft, Höhenlage über 800m, Höchstertrag und der Gehalt an bestimmten Inhaltsstoffen.
Aber auch die analytischen Anforderungen nach dem europäischen Arzneibuch sind oftmals nicht ausreichend, um einen Verschnitt des Öles zu erkennen. Nur durch komplexe flüssigkeits- oder Gas chromatografische Trennverfahren kann eine eindeutige Identifizierung festgestellt werden. Gerade Lavendelöl wurde oftmals mit billigeren Ölen wie Speiköl gestreckt. Ein mögliches Indiz für diesen „Verschnitt“ ist der Stoff Linalylacetat: im Lavendelöl ist ein höherer Gehalt zu finden.
Ätherische Öle sind nach der Destillation farblos. Sie neigen unter Luftsauerstoff, Wärme und Sonneneinstrahlung zur Oxidation, was eine erhebliche Qualitätsminderung zur Folge hat. Die Öle sollten deshalb in lichtgeschützten Gefäßen, gut verschlossen, kühl gelagert werden.
Durch Insekten und verschiedene Bakterienarten sind die Lavendelpflanzen in der Provence vom Aussterben bedroht. Die Schädlinge greifen die Wurzeln und Blätter an, was immer mehr zu einem Verenden der Pflanzen führt. Um dies einzudämmen werden neue Populationen aus den resistentesten Stammpflanzen (vgl. Klon) gezüchtet: die Klassifizierungen dieser Pflanzen tragen dann das Vorwort Variété (z.B. Variété Carla). Um weitere Infektionen zu vermeiden werden aus diesen Pflanzen noch weitere Klone in spezialisierten Labors vermehrt. Diese Laborpflanzen tragen dann nur noch Nummern nach dem Wort Variété (z.B. Variété 77.15). Hat das Öl ein AOC Zertifikat, so kann es sich jedoch nicht um eine Laborpflanze handeln.
Produktdetails
Qualitäten: | konventionell, Bio, Ph. Eur., natürlich und naturidentisch |
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Aussehen: | farblos bis gelb |
CAS Nummer: | 8000-28-0; 90063-37-9 |
Herkunftsland: | Bulgarien, Frankreich, Russische Föderation |
Aggregatzustand: | flüssig |
Gebinde: | 10 kg netto Kanister, 25 kg netto Kanister, 180 kg netto Fass |
INCI: | Lavandula angustifolia oil |
EINECS: | 289-995-2 |
Haltbarkeit: | 16 Monate |
Lagerung: | Lagerung vor Licht geschützt, in dicht verschlossenen, dem Verbrauch angemessenen, möglichst vollständig gefüllten Behältnissen, bei höchstens 25 °C. |
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