Der Gemeine Lein oder Flachs, Linum usitatissimum L., ist der einzige in nennenswertem Ausmaß angebaute Vertreter der Leinarten, welche den Leingewächsen (Linaceae) angehören. Die zwischen bis zu 120 Zentimeter hohe feingliedrige Pflanze ist überwiegend einjährig. Ihr Stängel mit seinen nutzbaren Bastfasern trägt zahlreiche kurze und schmal-lanzettliche, sitzende Blätter. Im Sommer stehen die über 2 Zentimeter großen fünfzähligen Blüten mit meist hellblauen bis rosa oder weißen Blütenblättern in rispenartigen Blütenständen.
Lein ist überwiegend Selbstbestäuber. Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich eine häutige kugelige Fruchtkapsel mit fünf Samen in separierten Fächern. Leinsamen sind flach, glänzend, je nach Sorte braun oder gelb, rund 5 Millimeter lang und etwa halb so breit.
Lein ist bereits seit über 6000 Jahren domestiziert und nahezu weltweit anzutreffen. Seine ursprüngliche Herkunft ist nicht endgültig geklärt, doch stammt er sicher vom Zweijährigen Lein aus dem Mediterran ab. Kultur-Lein existiert in vier Varietäten, von denen neben Kombinationslein der hochwachsende Faserlieferant Flachs, Schließ- oder Faserlein und der großsamige Öllein die größte kommerzielle Relevanz haben.
Die Bodenansprüche von Lein sind bescheiden, nur Nässe verträgt er nicht. In Äquatornähe gedeiht Lein schlecht und trockene Hitze mindert den Ölgehalt der Samen empfindlich. Als Langtagpflanze wird Lein in mittleren Breiten bereits im Frühjahr gesät. Die Blüte beginnt hier ab Juni bis in den August, induziert durch mindestens 14 bis 16 Stunden Tageslicht. Nach 110 bis 120 Tagen Vegetationszeit erfolgt die Leinsamen-Ernte per Mähdrusch, der Ertrag liegt zwischen 2 und 3 Tonnen je Hektar. Die Ernte für die Weiterverarbeitung zu Leinfasern gestaltet sich um einiges aufwändiger.
Zu den heutigen Hauptanbaugebieten für Leinsaat zählen Russland, Kanada, China, USA, Indien Ägypten und Äthiopien. 2019 betrug laut FAO die Leinsamen-Welternte über 3 Millionen Tonnen, 1 Million stammten aus Kasachstan, 660.000 aus Russland.
Findet das Öl in der Industrie Anwendung, so soll möglichst viel Öl aus dem Samen gewonnen werden. Hierzu werden die Samen zerkleinert und mittels Wärme gepresst. Die dabei verwendete thermische Energie führt zu erhöhter Ölausbeute. Der verbleibende Presskuchen kann dann weiter mit Lösungsmitteln extrahiert werden, um restliches Öl zu entfernen (Restölgehalt ist dann <1% im Presskuchen). Da bei dieser Methode vermehrt auch ungewollte Stoffe, wie Schleimstoffe, extrahiert werden, wird das Öl abschließend raffiniert. Warmgepresstes Öl hat eine bräunlich- gelbe Färbung, welche nach einer Raffination zu gelb wechselt.
Dem Öl wird anschließend ein Trockenstoff, meist Säuren oder schwermetallsalze, eingearbeitet. Als Produkt enthält man einen gelben, dickflüssigen Stoff, der nach dem Aushärten auf einer Oberfläche eine klare, wasserabweisende Schicht bildet. Die Trocknungsstoffe sind nicht immer nötig: bereits ein Auskochen des Leinsamenöls führt zu einem Leinölfirnis.
Ein Nachteil beim Zusatz von Trockenstoffen ist der schlechtere Eindringvermögen in das zu behandelnde Material. Durch flüchtige Stoffe wie Orangenöl oder organische Lösungsmittel kann dieses Problem gelöst werden, da sie ein besseres Eindringvermögen ermöglichen und durch die Trocknung vollständig aus dem Öl entfernt werden. Man spricht bei der Mischung von Leinölfirnissen und den flüchtigen Zusatzstoffen auch von Halbölen.
Industriell dient Leinsamenöl in unterschiedlichen Verarbeitungsgraden als vielseitiges Grundierungs-, Binde- und Imprägniermittel. Es ist Rohstoff unter anderem für Ölfarben und Lacke, Firnisse, Kitt oder Linoleum. Denn Leinöl zählt zu den härtenden Pflanzenölen: Unter Sauerstoff- und Lichtexposition polymerisieren seine ungesättigten Fettsäuren langsam zu Linoxin aus und bilden eine witterungsbeständige, elastische Haut. Auf chemischer Ebene findet eine Oxidation und Polymerisation der Fettsäurereste mit Sauerstoffbrücken statt. Durch die Trockenstoffe kann so der Aushärtungsprozess von mehreren Tagen auf ca. 20-30 Stunden reduziert werden.
Leinölfirnis wird aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften beim Bootsbau und Korrosionsschutz von Möbeln eingesetzt.
Weitere Anwendungsgebiete finden sich zur Konservierung von Autolacken im Oldtimerbau und beim Konservieren von Metallen (sog. Firnisbrand). Leinölfirnis kann durch Veredlung mit weiteren Stoffen zu Linoleum weiterverarbeitet werden.
Neben dem Öllein (Linum usitatissimum convar, mediterranum) sind noch zwei weitere Leinarten bekannt: der Faserlein (Linum usitatissimum convar, usitatissimum) und der Springlein (Linum usitatissimum convar, crepitans). Der Faserlein wurde bis ins 20 Jahrhundert hinein in Mitteleuropa angebaut, um daraus Textilien herzustellen.
Mit Lein- Firnisöl getränkte Gegenstände oder Textilien mit Leinölresten können die Gefahr der Selbstentzündung bergen. Pinsel, Lappen und Bekleidung fangen unter Luftsauerstoff von sich aus Feuer. Da Leinöl zu den härtenden Pflanzenölen zählt, entsteht bei der Aushärtung (Reaktion-)Wärme, welche bis zu einem Schwelbrand führe kann. Lagerung sollte daher unter Wasser, luftdicht verschlossen oder flach zum Aushärten ausgelegt erfolgen. Ein Auswaschen der Lumpen/ Pinsel kann diese Gefahr ebenfalls reduzieren.
Mit seit rund 100 Jahren wachsendem Einsatz von Leinsamen in Lebensmitteln steigt leider die Häufigkeit von atopischen Allergien, auch gegen das Öl.
Produktdetails
Aussehen: | gelb |
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CAS Nummer: | 68649-95-6 |
EG Nummer: | 272-038-8 |
Haltbarkeit: | 12 Monate |
Lagerung: | kühl, trocken, lichtgeschützt, in geschlossenen Gebinden lagern |
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