Aprikosen (Marillen, Malete) sind die Steinfrüchte der strauch- oder baumförmigen Spezies Prunus armeniaca. In derselben Gattung Prunus aus der Familie Rosengewächse (Rosaceae) finden sich auch Kirschen, Pflaumen, Mandeln, Schlehen oder Pfirsiche. Die rundkronigen Aprikosenbäume erreichen kaum mehr als 6 Meter Wuchshöhe und kein hohes Alter. Noch vor dem Blattaustrieb erscheinen an den älteren Kurztrieben zahlreiche einzeln oder paarig stehende Blüten: 2,5 Zentimeter groß und weiß bis rosafarben. Ihre überwiegend breit-eiförmig, gezähnten Blätter laufen in eine Spitze aus und sitzen an meist rot überlaufenen Stielen.
Die nahezu kugelförmige gelb-orangefarbene Frucht mit Längsfurche und weicher Behaarung reift zu Durchmessern von 4 bis 8 Zentimetern heran. Das rötlich-gelbe Fruchtfleisch umschließt einen zur Reife leicht herauslösbaren ovalen Stein mit einem der Mandel (Prunus dulcis) sehr ähnlichen Samen darin. Dessen Geschmack ist ebenfalls mandelartig, von süß bei Kultursorten bis bitter bei kleinen Wildformen. Dieser fruchtige Kern dient je nach Sorte zur Herstellung von Persipan (Pendant zu Marzipan), Bittermandelöl oder Aprikosenkernöl.
Das Ursprungsgebiet der Aprikose ist bis heute Forschungsgegenstand. Neue genetische Untersuchungen zeigen, dass es offenbar mehrere unabhängige und sehr lange zurückliegende Domestikationsereignisse in Zentralasien, China und Europa gab. Dem Artnamen "armeniaca" lag die Vermutung zugrunde, die Aprikose stamme aus Armenien. Dortige Funde wiesen eine Nutzung seit der Kupfersteinzeit nach - mehrere Jahrtausende v. Chr. also. Heute ist das Nachbarland Türkei weltweit der bei Weitem größte Aprikosenproduzent: Von den 4,08 Millionen Tonnen Welternte auf 562.000 Hektar im Jahr 2019 stammen knapp 850.000 Tonnen von 131.000 Hektar Plantageflächen in der ostanatolischen Provinz Malatya. Es folgen Usbekistan (über 500.000 Tonnen) und Iran, dann Italien, Algerien, Spanien, Frankreich und Afghanistan (beide um 130.000 Tonnen). Bedeutsame Anbaugebiete gibt es außerdem in Ungarn, Österreich und der Schweiz.
Aprikosen sind wärmeliebend, vertragen jedoch als Pflanzen der kontinentalen und trockenen Steppen heiße Sommer so gut wie Wintertemperaturen bis -18 Grad Celsius. Sie blühen und reifen sortenabhängig sehr früh. Bienen sind die Hauptbestäuber der nektarreichen Aprikosenblüten ("Bienenweide"). Allerdings sind die Blüten frostempfindlich und bei Regen droht Monilia-Fäule. In Mitteleuropa ist von März bis April Blütezeit, im Mediterran bereits ab Februar. Dort beginnt die Ernte auf den Plantagen teils im Mai oder früher und zieht sich bis Juli/August. Die Ernte selbst erfolgt von Hand in mehreren Durchläufen, da die Fruchtreife nicht synchron eintritt.
Das gewonnene Öl wird nach der Pressung noch raffiniert, um auf gewünschte Eigenschaften eingestellt zu werden.
Aprikosensamen haben einen Ölgehalt zwischen 40 und 53 Prozent. Daraus gepresstes natives Aprikosenkernöl ist goldgelb und seine Fettsäuren liegen zu 99 Prozent in 8 verschiedenen Triglyzeriden gebunden vor. Das sortenvariable Fettsäuremuster fällt auf durch seinen hohen Anteil an der Omega-9-Fettsäure Ölsäure (C18:1, n=9) mit rund 45 bis über 70 Prozent. Den zweitgrößten Part (18 bis 40 Prozent) macht die zweifach-ungesättigte Omega-6-Fettsäure Linolsäure (C18:2, n=6) aus, die gesättigten Vertreter Palmitinsäure (C16:0) 5 bis 6 Prozent und Stearinsäure (C18:0) 1 Prozent. Die Jodzahl bewegt sich um 100. In relevanten Konzentrationen kommen Vitamin A und Carotinoide sowie Vitamine der B-Gruppe und Vitamin E (vorherrschend Gamma-Tocopherol) hinzu. Insgesamt ähnelt Aprikosenöl dem Mandelöl in Zusammensetzung, sensorischen Eigenschaften wie Einsatzmöglichkeiten und ersetzt dieses oftmals.
Hoher Linolsäuregehalt führt trotz Schutz durch natürlich vorhandene Tocopherole zu einer ausgeprägten Oxidationsneigung des Öls. Viele unraffinierte Sortenöle mit Omega-6-Fettsäurereichtum werden daher sehr schnell ranzig und sind anspruchsvoll in Verarbeitung und Lagerung. Türkische Aprikosenöle sind mit rund 20 Prozent Linolsäureresten tendenziell weniger anfällig.
Das Hauptanwendungsfeld liegt in der Kosmetik, hier ganz überwiegend in raffinierter Form unter Verlust des Mandelaromas, aber Zugewinn an Stabilität. Geschätzt werden für Cremes, Shampoos und Salben die pflegenden und hervorragend feuchthaltenden Eigenschaften der öl- und linolsäurereichen Triglyceride. Aprikosenkernöl zieht schnell in die Haut ein, ist beruhigend und nur leicht komedogen.
Insgesamt ist die Nutzung als Speiseöl recht selten und eher gustatorisch interessant. Ernährungsphysiologisch gilt heute eine allzu hohe Omega-6-Fettsäuren-Zufuhr als ungünstig im Zusammenhang mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen, da sie Vorläufer der inflammationsfördernden Arachidonsäure sind. Ein zu hoher Konsum wird deshalb abgeraten.
Traditionsmedizinische Anwendung findet Aprikosenkernöl bei Gastritis, Dermatitis, als Karminativum und Laxans sowie gegen Otitis media. Pharmakologisch nachgewiesen sind antimikrobielle, antioxidative und radikalfangende Eigenschaften. Aprikosenkernöl ist keineswegs ein ätherisches, also flüchtiges Öl, wie oftmals fälschlich verbreitet. Dies beruht vermutlich auf einer Verwechslung mit ätherischem Öl (englisch "essential oils") aus Extrakten von Prunus-armeniaca-Samen. Pharmakologische Studien mit Extrakten und/oder deren flüchtigen Ölen weisen auf fungizide Wirkungen gegen verschiedene Hautpilzarten und experimentelle Untersuchungen an Ratten auf lindernde Effekte bei Colitis hin.
Bittere Aprikosenkerne enthalten bedenklich hohe Gehalte an dem cyanogenen Glycosid Amygdalin. Pro 100 Gramm Kerne spalten sameneigene Emulsin-Enzyme im Gastrointestinaltrakt bis 300 Milligramm an toxischem HCN (Blausäure, Cyanwasserstoff) ab. Zusammen mit Benzaldehyd macht Cyanwasserstoff den typischen Bittermandelgeschmack aus. Amygdalin wird im alternativmedizinischen Umfeld als antikarzinogenes "Vitamin B17" bezeichnet. Für solche vielfach beschriebenen Wirkungen existiert allerdings laut österreichischer Cochrane-Gesellschaft keine wissenschaftliche Evidenz. Die Risiken einer Vergiftung können dagegen bei unkontrolliertem Verzehr schwer wiegen. Bittere Aprikosensamen finden in gefahrloser Dosierung Anwendung in Persipan und als Bittermandelaroma. In nativem Aprikosenkernöl verbleiben allenfalls geringe Spuren, hier dominiert Benzaldehyd das Aroma.
Produktdetails
Qualitäten: | kaltgepresst, kaltgepresst kbA, raffiniert, raffiniert kbA |
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Aussehen: | hellgelb bis gelb |
CAS Nummer: | 68650-44-2; 72869-69-3 |
Herkunftsland: | Türkei |
Aggregatzustand: | Flüssig |
Gebinde: | Kanister, IBC, Fässer |
INCI: | Prunus Armeniaca Kernel Oil |
EINECS: | 272-046-1 |
Haltbarkeit: | 16 Monate |
Lagerung: | kühl, trocken, lichtgeschützt, in geschlossenen Gebinden lagern |
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